Neues aus unserer Orgelwelt

Erleben Sie die Woehl-Orgeln live.

Bach-Orgel Spieltisch

Bach
Orgel
Festival
2025

Liebe Besucherinnern und Besucher, liebe Orgelfreunde!

Sehr herzlich darf ich Sie zu den Konzerten des BachOrgelFestivals 2025 begrüßen. Wir freuen uns auch dieses Jahr wieder auf herausragende Künstlerinnen und Künstlern in einem abwechslungsreichen Festival vom 28. Juni bis 9. August immer samstags um 15 Uhr. Mit dem Festival-Motto „Glänzendes Jubiläum!“ feiern wir die Jubiläen unserer beiden Orgeln: Vor 25 Jahren erblickte die Bach-Orgel zusammen mit der umfassenden Renovierung der Thomaskirche das Licht der Welt und vor 20 Jahren konnten wir den Abschluss der Restaurierung der Sauer-Orgel feiern. Dazu möchte ich an dieser Stelle all denen danken, die besonders dazu beigetragen haben, diese großen Vorhaben in die Tat zu setzen: Den Spendern, ohne deren großzügige Unterstützung diese beiden Projekte niemals Wirklichkeit geworden wären, den beiden Orgelbauern Gerald Woehl und Christian Scheffler, die mit ihren Mitarbeitern Einzigartiges erschaffen, bzw. wieder ins Leben gerufen haben, der Kirchgemeinde und dem Thomaskirche-Bach e.V., die diese Projekte allzeit getragen haben und besonders meinem Vorgänger Ullrich Böhme, ohne dessen Ideenreichtum, Vision und Beharrlichkeit es keine Grundlage für den Erfolg beider Projekte gegeben hätte. Beide Orgeln sind in einem „glänzenden“ Zustand und erfreuen Konzertbesucher und sehr viele Organisten aus ganzer Welt seit Jahrzehnten. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Unter dem Titel Silbernes Jubiläum: Die Bach-Orgel wird 25! begehen wir den Auftakt am 28. Juni. Ullrich Böhmes Konzertprogramm, das am 28. Juli 2000 die BachOrgel erstmals konzertant erklingen ließ, werde ich nochmals zu Gehör bringen. Darin vereinen sich nicht nur einige der bekanntesten Orgelwerke Bachs, sondern auch spannende Transkriptionen seiner Chorwerke und einige der berührendsten Choral-Bearbeitungen aus Bachs „Orgelbüchlein“.

Anschließen laden wir herzlich ins Thomashaus, um bei einem Empfang den Geburtstag ausgiebig zu feiern. Sekt, Häppchen, Geburtstagstorte, der Dokumentationsfilm der BBC zum Bau der Bach-Orgel und ein moderiertes Gespräch zwischen Ullrich Böhme, Gerald Woehl und mir runden den Nachmittag ab. Auch ein Geschenk erwartet uns zur Jubiläumsfeier: Die letzte fehlende Verzierung an der Bach-Orgel, die das Oberwerk bekrönen wird, wird zum 25. Geburtstag angebracht.

Mit Karol Mossakowski begrüßen wir am 5. Juli einen polnisch-französischen Star-Organisten, der an der berühmten Kirche Saint-Sulpice in Paris wirkt, wo schon Charles-Marie Widor Organist war. Mit dem Konzertitel Widor grüßt Bach begibt er sich auf eine spannende Reise, bei der Werke von Bach und Widor mit Improvisationen verbunden werden. Besonders dürfen wir uns auf die Symphonie Romane von Widor freuen, die auf der Sauer-Orgel besonders gut klingen wird. Wilhelm Sauer hat nämlich einen Teil seiner Ausbildung beim Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll genossen, der wiederum die bis heute fast unveränderte große Orgel der Kirche Saint-Sulpice gebaut hat.

Was wäre die Thomaskirche ohne ihre Sauer-Orgel? Ihr Klang hat immer fasziniert, selbst als man sie zu Zeiten eines helleren Klangideals geringfügig umbaute. Ihr Gehäuse hat alle Umformungen des Kirchenraums weg vom großen neugotischen Umbau der 1880er-Jahre unbeschadet überstanden. Und heute erklingt sie wieder genauso, wie Karl Straube sie sich 1908 erweitern ließ. Warm und füllig, mit einer ausgezeichneten dynamischen Qualität und einer Pneumatik, die ein völlig müheloses Spiel erlaubt. 20 Jahre Restaurierung der Sauer-Orgel werden wir mit einem vierhändig- und vierfüßigen Orgelkonzert am 12. Juli begehen, welches ich mit der frisch berufenen Linzer Orgelprofessorin Zita Nauratyill geben werde. Wir werden Werke der Thomasorganisten spielen, die komponiert und an der Sauer-Orgel gewirkt haben. Ergänzt wird dies mit Werken Max Regers, Bearbeitungen von Karl Straube und vierhändigen Orgelwerken, die die ganze Bandbreite der Sauer-Orgel zum Klingen bringen werden: Ein Fest-Hymnus zu vier Händen und Füßen!

 

Mit Julian Emanuel Becker begrüßen wir am 19. Juli herzlich den 1. Preisträger des Leipziger Bachwettbewerbs 2024 zu einem Preisträgerkonzert. Sein Programm unter dem Titel Himmelfahrt und Höllensturz lotet die Extreme und alles, was sich eben zwischen Himmel und Hölle abspielt, aus – Freude, Trauer, Schmerz, Jubel… Diese Gegensätze werden in Bachs Canonischen Veränderungen und Reubkes Sonate über den „Rachepsalm“ plastisch erlebbar, klanglich aber besonders im Werk „Gebrochene Flügel“ von Tilo Medek, welches die tradierten Klänge der Orgel um halbgezogene Register, Clustertechniken und vieles mehr erweitert. Dieses souverän und hoch musikalisch an unseren Orgeln vorgetragen vom erst 19-jährigen Organisten.

Ich freue mich besonders, dass in diesem Jahr wieder die Europäische Orgelakademie in Leipzig stattfindet und dies nun schon zum neunten Mal! Im Rahmen unserer Kooperation mit der Orgelakademie wird Pier Damiano Peretti, Orgelprofessor aus Wien, bei uns am 26. Juli mit dem Konzertprogramm Chromatisch dramatisch zu Gast sein. Darin erklingt das sehr selten aufgeführte und einzige Orgelwerk Arnold Schönbergs, die Variationen über ein Rezitativ. Verbunden wird dies mit Orgelwerken Ottorino Respighis, die ebenfalls selten zu hören sind. Werke von Bach und eine Eigentranskription der berühmten Chaconne beschließen dieses ganz besondere Konzertprogramm.

Der virtuose amerikanische Organist Nathan Laube setzt am 2. August den Variationsgedanken in seinem Programm Passacaglissimo fort. Bachs berühmte Passacaglia findet ihren Widerhall in Buxtehudes Passacaglia, die als Besonderheit in der Bearbeitung Karl Straubes auf der Sauer-Orgel erklingen wird in entsprechend romantisch inspirierter Registrierung. Mit der Chaconne des österreichischen Komponisten Franz Schmidt bringt Laube ein zentrales Werk der ausklingenden Orgelromantik mit, über welches der Komponist Joseph Marx (1882-1964) schrieb: „Schmidt ist einer der ganz seltenen zeitgenössischen Tonsetzer, in denen noch etwas von jener selbstverständlichen Eigenwilligkeit des Themas, von der klassischen Meisterlichkeit des formalen Bildners lebt. Dieser mittelalterliche Ton des Stückes hat etwas von der geheimnisvollen Liturgie der Kirche und ergreift unmittelbar, weil er zur Erfindung gehört, absolut gestaltet erscheint.“

Den Konzertreigen des diesjährigen BachOrgelFestivals wird Emmanuel Arakélian am 9. August ganz „Französisch elegant“ beschließen. Er ist insbesondere für seine meisterlichen Interpretationen der französischen Barockmusik bekannt, daher freue ich mich, dass er ein Werk von Nicolas de Grigny auf der Bach-Orgel spielen wird und damit zeigt, dass auch diese Musik erstaunlich überzeugend auf einer mitteldeutschen Barockorgel zum Klingen gebracht werden kann. Die enge Verbindung Bachs zu de Grigny zeigt sich auch in der Tatsache, dass Johann Sebastian Bach Werke dieses Meisters kopiert und studiert hat. Dieser gute Geschmack, dieses Französisch elegante setzt sich im Programm fort, nicht zuletzt in Bachs Choral „Ertöt uns durch deine Güte“, welchen Bach anlässlich seiner Bewerbung in Leipzig aufführte. Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass man nach dieser herrlich leichtfüßigen Choralbearbeitung gar nicht anders konnte, als Bach zum Thomaskantor zu wählen!

Ohne Unterstützung könnten wir das BachOrgelFestival nicht durchführen. So danke ich im Namen der Kirchgemeinde St. Thomas ganz herzlich Peter Peters von Juwelier Wempe für seine langjährige und für uns so wertvolle und wichtige Unterstützung des BachOrgelFestivals. Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere Maren Glockner, danke ich ebenso herzlich für die praktische Unterstützung bei der Durchführung der Konzerte.

Seien Sie herzlich zum diesjährigen BachOrgelFestival eingeladen und genießen Sie unsere Konzerte, die anlässlich unserer Orgeljubiläen besonders farbig und festlich sein werden!

Ihr Thomasorganist Johannes Lang

Gerald Woehls Highlight am 28.06.2025

15.00 Uhr
Leipzig Thomaskirche
Konzert Johannes Lang

16.30 Uhr
BBC-Film: Die neue Bach-Orgel in der Thomaskirche in Leipzig (dt./engl.)