Flensburg
St. Nikolai
Die klassische Orgel nach der Disposition von Arp Schnitger 1709
Die Spielanlage ist am alten Platz am Hauptgehäuse zwischen den beiden Rückpositiven. Als Vorlage diente die dreimanualige Spielanlage der ehemaligen Schnitger-Orgel im Dom zu Lübeck und andere Spieltische von Schnitger. Dies bezieht sich im Besonderen auf die Tastenmensuren, die in der Barockzeit kürzer sind, als heute üblich. Die Klaviaturbacken sind in der schlichteren Ausführung gewählt.
Die Manualverteilung ist wie ursprünglich:
I. Manual Rückpositive
II. Manual Hauptwerk
III. Manual Brustwerk
- Umfang der Manuale ist C bis c3, kurze Octave; das Pedal C bis d1, ohne CS und Dis
- Untertasten mit Buchsbaum belegt, gerundet wie in der schnitgerschen Art, die Obertasten Blockhaft aus
Ebenholz
- die Übersetzungsverhältnise der mechanische Spieltraktur, der Hängetraktur ist den großen Orgeln von
Schnitger entsprechend
- die mechanische Koppel Brustwerk/Hauptwerk ist ähnlich der Mitnahmekoppel, wie sie Schnitger üblich
gebaut hat
- klassisches Windsystem mit 3 großen Keilbälgen für die Manuale, Pedal extra
- das Pfeifenwerk wurde nach original Mensuren von Schnitger-Orgeln ergänzt
- auf Sand gegossene Pfeifen nach der Tradition von Schnitger in Zusammenarbeit mit GoArt in Göteborg
- die Temperierung ist eine entspannte Mitteltönige Stimmung, auf der sich die Musik der Zeitgenossen
Schnitgers gut spielen lassen (Buxdehude und andere)
Die symphonische Orgel
Disposition
Die symphonische Orgel
wird von einem zweiten, freistehenden, viermanualigen Spieltisch von der Sänger-Empore mit heute üblicher Spielanlage angespielt (unter der historischen Orgel-Empore).
Die Manualverteilung ist
I. Manual Hauptwerk
II. Manual Positiv
III. Manual Schwellwerk
IV. Manual Solo und Fernwerk / Chororgel
der Umfang der Manuale ist von C-a3, Pedal C-f1
die Trakturen für die Manuale 1-III und Pedal sind mechanisch, eine Hängetraktur mit einer Anschlag- Chararteristik für das symphonische Spiel
die Normal- und Octavkoppeln sind mechanisch
die Traktur und die dazugehörigen Koppeln zum Solo und Fernwerk / Chor-Orgel sind elektrisch
symphonische Wind-Anlage; im Hauptwerk und Schwellwerk im Baß schwächerer Wind, im Diskant stärkerer Wind mit insgesamt 9 Bälgen
dem Spieler steht eine Setzer-Anlage mit Walze, aber auch die klassischen Appels in der Art einer französischen Orgel zur freien Improvisation zur Verfügung
im Hauptwerk und Rückpositiven gibt es Register von Schnitger 1709
im Schwellwerk und Pedal befinden sich Register von dem Umbau von Markussen 1883
im Fernwerk Pfeifen von Sauer 1923
das Fernwerk IV. Manual von Sauer 1923 (Pfeifenwerk und Windlade) steht über dem Chor der Kirche auf dem Dachboden der Kirche. Durch unterschiedlichen Aufgang des Schwellers kann das Werk als Fernwerk oder als Chor-Orgel gespielt werden. Ein separater Spieltisch mit Aufstellung im Chor der Kirche ist geplant.
die Temperatur ist eine gleichstufige Stimmung. Um diese unterschiedliche Klang-Charakteristik zu erreichen werden im Hauptwerk und den Rückpositiven von dem klassischen Werk sechs Töne – und sechs eigene Tön pro Register angespielt.
Die Orgel in Flensburg St. Nikolai
Es ist ein großes Erlebnis, dieses monumentale Instrument mit zwei Rückpositiven und eigener Orgelempore von der Nähe anzusehen. Seine Schauseite, der Renaissance-Prospekt von 1609, mit 15 Metern Höhe und 7 1/2 Metern Breite, ist eine der größten im europäischen Norden. Er ist kostbar bemalt und vergoldet und mit Figuren, Ornamenten und gemalten Edelsteinen übersät. Mitte des Jahres 2004 konnte nach siebenjähriger Arbeit von einer Restauratorengruppe aus Bildhauern, Gemälderestauratoren, Vergoldern und Instrumentenrestauratoren der ursprüngliche Zustand weitgehend wiederhergestellt werden. Farblich ist es wieder die Erstfassung, die der bekannte Orgelbauer Arp Schnitger aus Hamburg 1709 bei seinem Orgelumbau vorfand und dabei nur geringfügig veränderte. Die Wiedergewinnung dieses 1. Bauabschnittes dieses außergewöhnlichen Kunstwerkes ist mit Hilfe von Bundesmitteln, Mitteln der Nordelbischen Kirche und dem Orgelbauförderverein an St. Nikolai möglich geworden.
Im Jahr 2009 konnte auch der klangliche Teil des Instrumentes verwirklicht und in einer Festwoche vorgestellt werden. Das Hörerlebnis ist einmalig und vielversprechend. Von dem in das historische Gehäuse integrierten, barocken Spieltisch kann das Instrument authentisch gespielt werden. Und vom allseits sichtbaren freistehenden Spieltisch auf der Sängerempore kann das symphonische Werk zu Gehör gebracht werden. Damit ist die Vision der Initiatoren von einem außergewöhnlichen Klangerlebnis sowohl für den Spieler, den Besucher der Kirche, im besonderen aber für den Hörer umgesetzt worden, das zwei Instrumente in einem Instrument klanglich hörbar und erlebbar macht:
- ein großes barockes Instrument, so wie es Arp Schnitger 1709 in das vorhandene Renaissance-Gehäuse eingebaut hat, mit 42 Registern, drei Manualen und
Pedal in historischer, mitteltöniger Stimmung und
- ein symphonisches Instrument in nicht ganz gleichstufiger Stimmung mit vier Manualen und Pedal, wobei das historisches Fernwerk wie früher aus dem Chor
der Kirche erklingt.
In St. Nikolai wurde ein umfassendes Kunstwerk aus Historischem und Neuem verwirklicht in visueller, hörbarer und räumlich klanglicher Dimension. Es ist ein Seh- und Hörerlebnis von frühbarocker, farbenreicher Pracht und barocker Anmut. Es sind symphonische Klänge, die vom Westen über 60 m zum Chor der Kirche reichen und die für den Hörer ein enormes räumliches Klangerlebnis sind. Entrückte, kaum hörbare Stimmen, von weit herkommend, können sich im Wechsel mit vielfältigen orchestralen Klängen zu schier unermäßlicher räumlich klanglicher Großartigkeit steigern.
Das Projekt in St. Nikolai in Flensburg ist ein besonderes Ereignis, das es in dieser Schönheit, Besonderheit, Vielseitigkeit und Großartigkeit noch nicht gab. Im Jahr 2009, dem 400. Geburtstag des fantastischen Orgelprospekts von Ringeringk und dem 300. Geburtstag der klanglichen Arbeiten durch Arp Schnitger, hat das Orgelprojekt seinen Abschluß gefunden.
Beschreibung des Instrumentes
Das Instrument soll die bewegte Geschichte des Flensburger Musiklebens und deren außergewöhnlichen Stellenwert im nördlichen Kulturkreis widerspiegeln. In seinem Innern stehen barocke Pfeifen von dem bekannten Hamburger Orgelbauer Arp Schnitger (1709), Pfeifen seines Spätwerkes. Außerdem gibt es Register von dem romantischen Umbau (1877) der dänischen Orgelbyggeri Marcussen, des Weiteren spätsymphonisches Klangmaterial von Sauer, Frankfurt/Oder (1922), das komplette Fernwerk, und klangliche Ergänzungen in allen Werken aus unserer Werkstatt. Hörbar gemacht wird die höchst interessante Vielfalt durch zwei Instrumente in dem einen Instrument, die von zwei stilistisch passenden Spieleinrichtungen gespielt werden kann.
Das Instrument soll die bewegte Geschichte des Flensburger Musiklebens und deren außergewöhnlichen Stellenwert im nördlichen Kulturkreis widerspiegeln. In seinem Innern stehen barocke Pfeifen von dem bekannten Hamburger Orgelbauer Arp Schnitger (1709), Pfeifen seines Spätwerkes. Außerdem gibt es Register von dem romantischen Umbau (1877) der dänischen Orgelbyggeri Marcussen, des Weiteren spätsymphonisches Klangmaterial von Sauer, Frankfurt/Oder (1922), das komplette Fernwerk, und klangliche Ergänzungen in allen Werken aus unserer Werkstatt. Hörbar gemacht wird die höchst interessante Vielfalt durch zwei Instrumente in dem einen Instrument, die von zwei stilistisch passenden Spieleinrichtungen gespielt werden kann.
Die dreimanualige barocke Spielanlage nach Schnitger, mit barocken Tastenmensuren, kurzer Octave (C bis c3) befindet sich konzentriert und eng mit dem Instrument verbunden an ihrem alten historischen Platz am Hauptgehäuse, zwischen den beiden Rückpositiven. Hier kann die besondere Spielweise, die Sensibilität des Anschlags, das „touché“ und die Klanglichkeit der wohltuenden mitteltönigen Stimmung erlebt werden. Die Rekonstruktion des Pfeifenwerkes nach Arp Schnitger ist ein Projekt der Orgelwerkstatt in Marburg und GoArt in Göteborg. In der Werkstatt des Orgelforschungszentrums in Göteborg wurden die Pfeifen der Prospekte und ein Teil der Innenpfeifen nach historischen Arbeitsmethoden auf "Sand" gegossen. Ein interessantes europäisches Projekt, das hier klangliche Wirklichkeit geworden ist.
Das andere Instrument, ein großes symphonische Instrument, wird von einem neuen freistehenden, viermanualigen mechanischen Spieltisch direkt unter der historischen Orgelanlage auf der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Sängerempore angespielt. Der Spieler sitzt hier von allen Seiten sichtbar unmittelbar vor der monumentalen Orgelanlage, im Angesicht der "schönen Musen". Neue Register und historische Register von der romantischen Epoche der Vorgängerorgeln und ein Teil der Register aus dem klassischen Instrument sind hier zusammengefaßt und ergänzt zu einem großen, symphonischen Instrument mit Hauptwerk, Positiv, Schwellwerk, mit Solo-Registern über der Orgel und Fernwerk über dem Chor der Kirche. Die Klanglichkeit dieses Instrumentes hat eine nicht ganz gleichstufige Stimmung.
Zur Erlangung dieser beiden Stimmungssysteme sind bei den von beiden Instrumenten genützten Registern für die sonst notwendigen 12 Töne in der Octave hier 19 Töne in der Octave vorhanden, von denen 5 Töne in beiden Stimmungen verwendet werden.
Eine Besonderheit ist auch die Windanlage, die für das barocke Werk klassischen Wind mit Keilbälgen liefert und für die symphonischen Werke den Orgelwind in entsprechenden Magazinbälgen getrennt in Baß und Diskant bereithält.
Die 400 jährige monumentale Orgelanlage in der Nikolaikirche war immer Ausdruck ihrer Vergangenheit und der Gegenwart. Das Instrument zeigte in allen Jahrhunderten neusten musikalischen Gebrauch und neueste technische Handhabung. Auch in Zukunft stellt es sich wieder diesem Anspruch.
Zwei Instrumente in einem Instrument: ein barockes Instrument wie es Arp Schnitger gebaut hat - gravitätisch, anmutig, subtil und von barocker Pracht, dem norddeutschen "stylus fantasticus" verpflichtet,
und ein symphonisches Instrument, von ungeahnter klanglich räumlicher und dynamischer Wirkung für die großartigen symphonischen Klangerlebnisse.
Vereint ist es zu einem Gesamtkunstwerk von Architektur, figürlicher und farbiger Ausgestaltung, von Klang und Raum, zum Hören der alten Musik, symphonischen Musik und der Musik der Gegenwart. Sie wird in St. Nikolai durch die Kunst der Improvisation im Besonderen gepflegt.
Die neu erlebbare Orgel in der Nikolaikirche in Flensburg liegt an der Schnittstelle der Kulturländer Schleswig und Sonderjylland, ehemals dänisch, die über Jahrhunderte kulturell und politisch zusammengehörig waren und erst im 19. Jahrhundert durch eine Staatsgrenze getrennt wurden.
In dem seit 2003 stattfindenden grenzüberschreitenden Orgelsommer stellt das Instrument eine wichtige kulturelle Klammer im Zusammenwachsen des wieder geeinten Europas dar.