Friedrichshafen am Bodensee
St Nikolaus (1989)
Würdigung
St. Nikolaus ist die alte Kirche in Friedrichshafen, direkt am Bodensee gelegen. Ihr Turm ist weithin als Landmarke sichtbar.
Die ursprüngliche Kapelle wurde 1437 zur spätgotischen Kirche ausgebaut, einem einschiffigen Saalbau mit eingezogenem Chorraum. 1944 wurde die Altstadt samt Kirche bis auf die Grundmauern zerstört. Der Wiederaufbau der Kirche begann bereits 1946 und wurde 1949 in ihrer heutigen Form vollendet. Die Glasmalereien der Chorfenster von Wilhelm Geyer prägen den schlichten Innenraum. Neben den Gottesdiensten wird die Kirche gerne zu besonderen Feiern, Taufen und Hochzeiten, sowie zu wöchentlichen Orgel-Konzerten zur Marktzeit und vielfältigen Orgelkonzerten genützt.
Die Orgel
Das Instrument war für die Werkstatt nach St. Remigius in Viersen die dritte französische Orgel in Folge. In dem intimen Innenraum mit guter Akustik bot sich ein klassisch symphonisches Instrument an, mit Positiv, Grand Orgue, Récit expressiv und Pédale, eine weitere Variante der Instrumente von Viersen und Mannheim.
Das Äußere
Der Prospekt zeigt die typische Form der klassischen französischen Orgel in das “Heutige“ umgesetzt, auf der Basis Prestant 4 im Positif und Montre 8 im Grand Orgue. Das Gehäuse ist in Kasein-Technik bemalt und versilbert und spiegelt die in blau und gelb gehaltenen Glasfenster im Chor wieder.
Das Klangliche
Das Instrument bietet zunächst die klassischen Register der französischen Barockorgel. Als Vorbild diente die großartige Orgel in Poitiers St. Pierre, die Cliquot-Orgel, die genau studiert werden konnte: die besondere Stimme der Montre 8, die verschiedenen Bourdons, die Flutes, die unterschiedlichen Cornets und die reichen Zungenstimmen. Die klassische französische Barockmusik findet hier alle Möglichkeiten.
Ergänzend zu den beiden klassischen Werken ist der symphonische Teil des Instrumentes mit dem Récit expressiv, das hinter dem Grand Orgue steht und dadurch nicht zu direkt wirkt. Es hat Klangaustritte nach drei Seiten, zum Grand Orgue und zu den reflektierenden Seitenwänden der Kirche. Die herausragenden symphonischen Solo-Stimmen wirken dadurch sehr räumlich und sehr solistisch.
Seine Besonderheiten hat das Instrument im Mezzo-Forte und im Piano Bereich. Dazu im Positif mit dem intimen Klang des Salicionals und im Grand Orgue, der Montre 8, der wichtigsten Stimme des Instrumentes, die im Prospekt steht. Das Register hat Präsenz ohne Vordergründigkeit, Strich ohne Ansatz, ist hell und dunkel in einem, hat Poesie ohne Worte, ermöglicht gebundenes Spiel von selbst durch weiche Konsonanten in der Ansprache, ist Musik aus sich selbst.
Und es sind die besonderen, schwellbaren Register im Récit mit der etwas streichenden, Helligkeit bringenden Harmonia aetheria und der mystisch klingenden Aeoline. Zusammen mit der Voix céleste und der Betätigung des Schwellers, bringt sie einen engelsgleichen Sphärenklang, der in das Nichts verklingen kann.
Die Disposition