Aus unserer Werkstatt

Orgelprojekt in Bonn
Lutherkirche

Die Lutherkirche ist die zweitälteste evangelische Kirche in Bonn, 1903 von den Berliner Architekten Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy in den Formen der deutschen Renaissance gebaut. Das aufwendige Äußere repräsentiert das noch zur Gänze erhaltene Gründer- und Jugendstilviertel der Bonner Südstadt.

Ihr Inneres ist ein gut proportionierter einschiffiger Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor, gewölbter Decke sowie an den holzgetäfelten Längsseiten knapp zwei Meter tiefen Absiden. Die Bänke sind gerundet mit Ausrichtung auf Altar, Kanzel und Taufbecken, als Predigtkirche gedacht. Dahinter der Platz für Orchester, Chor und Orgel. Insgesamt bietet die Kirche Raum für etwa 600 Personen. Heute ist sie in der Region für musikalische Veranstaltungen bekannt – für Kirchenmusik, klassische Konzerte, Jazz, Opern, Chansongottesdienste. Außerdem war die Kirche offen für Ausstellungen verschiedenster Künstler.

In der Nähe des ehemaligen Bundestages gelegen wurde die Kirche auch für bedeutende Feierlichkeiten genutzt. So wurde 1949 in der Lutherkirche der Gottesdienst zur konstituierenden Sitzung des ersten Deutschen Bundestages gefeiert.

Die neue Orgel

Die neue Orgel hat Vorbilder. 1902 baute die weltweit renommierte Firma Walcker aus Ludwigsburg die erste Orgel, die leider durch nachfolgende Orgelneubauten und weitere Umbauten verloren ging. Walter Supper beriet die Kirchengemeinde beim Neubau der letzten Orgel in den 60er Jahren. Von ihm stammt auch der Prospektentwurf, er dachte dabei an einen Engel. Für den jetzigen Neubau wurde der Prospekt beibehalten und dem neuen klanglichen Konzept angepasst.

Dank neuer technischer Möglichkeiten kann das neue Instrument die wichtigsten Stile der großen Orgelmusik darstellen, ohne ein Universalinstrument zu sein. Sie ist ausgestattet mit verschiedenen Typen von Windladen, differenziert ausgearbeiteten Pfeifenmensuren, unterschiedlichem Orgelwind und intelligenter Elektronik.

Klanglich eindeutig sollte die Darstellung der Musik J.S.Bachs sein. Verschiedene Pleni für die großartigen Präludien und Fugen, charakteristische Einzelfarben für seine Choralvorspiele, das Orgelbüchlein und die Concerti.

Klanglich vorgegeben durch den Stil der Kirche ist die deutsche Romantik, die mit verschiedenen 32-, 16-, 8- und 4-Fuß-Registern in den einzelnen Werken rechnet und dynamisch differenziert abgestuft werden kann. Diese Musik ist mit den Namen Mendelssohn – Reubke – Liszt – Brahms bis Reger verbunden.

Die französische Kultur ist im Rheinland seit Jahrhunderten anwesend und im neuen Instrument musikalisch reichhaltig besetzt. Grand Jeu und Plein Jeu mit den charakteristischen Einzelstimmen, verschiedene Cornet-Mischungen in den einzelnen Werken, die Flutes und die nötigen Anches für die symphonischen Orgelsymphonien ab der zweiten Hälfte des 19. bis ins 20. Jahrhundert und in unsere Zeit. Ihre großartigen Kompositionen sind hinreichend bekannt.

Und es ist die Neue Musik, die durch besondere Farbklänge der Stimmen im Instrument und dynamischen Wind, Töne in unterschiedlichster Art von ihrer Ansprache bis zur Absprache zum Klingen bringt. Kombiniert werden kann dies alles mit rhythmischen und synthetischen Klängen und mit Licht.

Das neue Instrument in der Lutherkirche ist ein Europäisches Instrument. Mittels Internetverbindung können andere Instrumente, zum Beispiel das Instrument im Orgelpark in Amsterdam oder die Konzert-Orgel der Universität Luleå in Nord-Schweden zugeschaltet – oder umgekehrt – von dort aus gespielt werden. Mit dem neuen Instrument der Lutherkirche beginnen neue musikalische Zusammenhänge, die im 21. Jahrhundert möglich geworden sind.

Die Disposition

Dispositiion der Orgel in der Lutherkirche Bonn